Serialität und Zeitdarstellung
Im Hintergrund des photographischen Werks der Malerin Inge Dick steht ein grundsätzliches Problem der Rezeption von Malerei im Zeitalter ihrer fotographischen Dokumentation und Distribution: Fotografie kann das in natürlichem Licht Gesehene nicht reproduzieren, weil die Kamera den für die Konstanz der Wahrnehmung wesentlichen Farbausgleich des Sehens nicht leistet. Sie hält ein Gemälde im flüchtigen Licht eines Augenblicks fest. Jede minimale Veränderung der Beleuchtungsverhältnisse bringt eine andere farbige Erscheinung hervor. Inge Dick hat diese Unzulänglichkeit der Fotografie ins Produktive gewendet: Sie bedient sich der Kamera, so wie sich Maler ihrer Augen bedienen und sich im seriellen Arbeiten wie beispielsweise der Impressionist Monet, wenn er ein gleichbleibendes Motiv im Wandel des Tageslichts malt, einer Disziplin zur Beobachtungsstrenge unterwerfen. Wie Monets Bildserien, die geschlossene Rezeptionseinheiten bilden, fordern die fotografischen Arbeiten der Künstlerin ein vergleichendes Sehen heraus. Die Streifenbilder aus ihrem Jahreszeitenzyklus jahres licht weiss sind aus Film-Stills montiert – aufgenommen wurde zu verschiedenen Jahreszeiten und jeweils über viele Stunden eine weiße Oberfläche in natürlicher Beleuchtung. Jeder Farbstreifen der zu fotographischen Tableaus zusammengefügten Sequenzen ist mit der genauen Zeitangabe der Aufnahme versehen.
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